Freitag 27.08.2021

Waldschadensexkursion im Regen

Waldvorsteher erklärte die Situation im heimischen Hauberg

Große Aufgaben für die Waldgenossenschaften!

Auch wenn die spärliche Abendsonne häufig von Regengüssen getrübt wurde, ließen sich die SPD-Kandidaten für den Bundes- und Landtag, Luiza Licina- Bode und Samir Schneider, begleitet durch zahlreiche Interessierte, nicht abschrecken und gingen den Weg von Eichener Friedhof zur Sonnenwinkelhütte.

Wolfgang Braukmann, pensionierter Förster und Vorsteher der Waldgenossenschaft Bockenbach, wollte die Gäste über die Schadenssituation und die Gegenmaßnahmen im Gemeinschaftswald informieren. Die 68 Mitglieder starke Genossenschaft bewirtschaftet etwa 150 ha Wald rund um den Kreuztaler Ortsteil Bockenbach und misst ihre Anteile in Pfennigen. Schon der Bau der HTS von Kreuztal aus aufs Kölsche Heck schrumpfte die Haubergsfläche um 17 Hektar. Nun schädigt der Borkenkäfer. 2018 traten die ersten Schäden auf und die Genossenschaft begann sofort mit Neupflanzungen. 100 jährige Fichten mit 60 cm Stammdurchmesser mussten gefällt werden und viele Trockenbäume warten heute noch auf den Harvester. Der Holzpreis, einst bei ca. 80 €, war im Keller, hat sich aber mittlerweile vom 15 € Tiefststand auf etwa 40 € erholt. Die Vermarktung läuft über die Forstbetriebsgenossenschaft, verkauft wird überwiegend an heimische Säger. Auf  knapp 50% Naturverjüngung setzen die Waldbesitzer und ergänzen durch Neuanpflanzungen von Küstentanne, Esskastanie, Douglasie und Buche. Alle neu gepflanzten Arten müssen Tiefwurzler mit großer Wurzeltriebkraft sein. Dabei bevorzugt man Containerpflanzen aus Österreich, die deutlich geringere Aufwuchsverluste haben als die preiswerteren Nacktwurzelpflanzungen, die üblicherweise vorgenommen werden. Der nasse Sommer zeigt hier seine positiven Seiten für den Wald. Die Fichte erscheint zukünftig also nicht mehr auf dem Pflanzplan. Zwischen zehn- und zwölftausend Euro müssen investiert werden, um einen Hektar, also nur 100 mal 100 Meter Wald, zu erneuern. Wichtige neue Bäume wie die Waldkiefer, die Weißtanne und andere Arten sind momentan wegen der Pflanzgutknappheit nicht zu bekommen. Darum lassen die Waldgenossen natürlich alte Saatbäume stehen, auch wenn sie als Einzelsteher windanfällig sind. Stehen bleiben auch einzelne tote Bäume, um der Vogelwelt Anflugmöglichkeiten zu erhalten. Es wird geschätzt, dass die Waldgenossenschaft bis zu 25 Hektar aufforsten muss. Sorgen bereitet die hohe Rotwilddichte mit den dazugehörigen Verbissschäden, zurückzuführen auf ein deutlich größeres Nahrungsangebot auf den freien Flächen, das die Ricken heutzutage  bis zu 2 Kitze im Jahr werfen lässt. Hier soll ein abgestimmtes Bejagungskonzept zwischen Freiflächen und Gatterflächen Abhilfe schaffen und den Jungbäumen das Aufwachsen ermöglichen. Alle Bemühungen können aber erst in vielen Jahren ihren Erfolg zeigen, wächst doch  eine Rotbuche 300 Jahren lang, bis das Zerfallsstadium beginnt. Luiza Licina-Bode erkundigte sich beim Vorsteher nach den Bundesförderungen für die Aufforstungen. Zwar hat die Genossenschaft in den letzten drei Jahren geringe Fördermittel erhalten, verzichtet aber bewusst auf weitere Anträge. Dies hat, so Waldvorsteher Braukmann, seine Ursachen in den Förderbedingungen und deren Kontrolle nach drei, sieben und zwölf Jahren, die die realen Gegebenheiten auf den durch Naturverjüngung und Neupflanzungen wachsenden Flächen nicht berücksichtigen. Anhand der Forstbezirkskarte der Genossenschaft gab Wolfgang Braukmann an der Sonnenwinkelhütte allen Gästen zum Schluss noch einmal einen Überblick aller Baumarten der Genossenschaftsfläche, bevor es dann doch bei etwas Sonne auf den Heimweg ging.