Freitag 20.07.2018

Industriebrache soll preiswerten Wohnraum schaffen

Neuer Wohnraum auf dem Bender-Areal?

Die Umnutzung von Industriebrachen zählt im Ruhrgebiet schon fast zum Tagesgeschäft der Stadtverwaltungen. Im Siegerland ist das nicht so. Daher besichtigte die SPD-Ratsfraktion Kreuztal dieser Tage im Rahmen der traditionellen Sommerreise durch die Stadtteile das Anfang des Jahres von der Stadt erworbene Bender-Areal westlich des Mühlenweges. Bürgermeister Kiß führte die Politiker selbst durch die teilweise 100 Jahre alten Hallen, die leergeräumt auch den ehemaligen Beschäftigten fremdsein dürften. Mittlerweile gibt es keine Produktion mehr im alten Röhrenwerk, das noch 2007 sein 90. Jubiläum gefeiert hatte. Drei Hektar umfasst das zu entwickelnde Gelände. Hallen- und Freiflächen bilden hinter dem Ferndorfer Bahnhof nach den ersten Überlegungen der Bauverwaltung die Möglichkeit, Mehr- und Einfamilienhausbebauung umzusetzen. Priorität, so Bürgermeister Kiß, müsse dabei die Schaffung von preiswertem Wohnraum haben, an dem es bekanntlich in Kreuztal mangelt. Ebene Flächen, die gute Anbindung an den ÖPNV und die Nähe zur Stadtmitte gebieten förmlich eine Nutzung als Wohnbaufläche. Der Riegel des alten Verwaltungsgebäudes entlang des Mühlenweges würde das Wohngebiet nach Osten hin abschirmen.

Noch ist es aber nicht so weit, denn vor der Umsetzung wird noch viel Arbeit im Rathaus notwendig sein. Der Boden ist nach einhundert Jahren Industrietätigkeit kontaminiert. Bereits seit einem Jahr läuft eine Grundwasserspülung die verhindern soll, dass sich teerhaltige Substanzen im Untergrund Richtung Ferndorf bewegen. Nun fördert das Land mit einhundertzwanzigtausend Euro zu Zweidritteln ein Gutachten zur Bodenbeschaffenheit und den Sanierungsmöglichkeiten. Falls alles gut läuft, so Walter Kiß, kann vielleicht 2020 mit dem Abriss der ersten Hallenteile begonnen werden. Da viele Parameter noch unklar sind, kann es natürlich auch noch keine genauen Planungen geben, erklärt der Bürgermeister, Gedankenspiele seien aber erlaubt und gute Ideen gefragt. Aus der Fraktion wurde angeregt vielleicht die älteste Halle als Industriedenkmal stehen zu lassen und einer öffentlichen Nutzung zuzuführen. Ohne eine entsprechende Förderung wird dies für die Kommune allerdings kaum machbar sein. Die Fraktionsmitglieder waren von der filigranen Konstruktion der Dachträger beeindruckt und hatten sich zum Ende der Begehung ein gutes Bild von der Größe und den Entwicklungsmöglichkeiten dieser Brache gemacht. Für die Fläche ist derzeit ein Bebauungsplan in Arbeit, der bald im Infrastrukturausschuss zusammen mit einem Wohnbaukonzept für die Stadt vorgestellt werden wird.

Ebenfalls in Arbeit ist ein neuer Bebauungsplan für die Flächen östlich des Mühlenweges. Dort steht bereits eine relativ neue Halle der ehemaligen Benderwerke. Die Flächen dahinter aber sind industriell ungenutzt, da es bisher keine zulässige Zuwegung gab. Da Kreuztal derzeit lediglich drei Hektar Industrieflächen zur Verwendung anbieten kann begrüßten die Kommunalpolitiker die Absprachen mit dem Entwicklungspartner, der durch den Abriss eines seitlichen Teilsegmentes des Hallenriegels eine Zuwegung ermöglichen will.

Die Fraktionsmitglieder bedauerten einhellig, dass man vor vielen Jahren in der Verwaltung unter der Führung des damaligen Bürgermeisters Biermann, die Chancen des Bahnhofserwerbes nicht erkannte. Die Bahn hatte der Kommune, wie später bekannt wurde, den Kauf des Bahnhofgeländes angetragen. Leider wurde diese Möglichkeit vertan und die Flächen sind heute in Privatbesitz. In der jetzigen Situation hätte man mit diesen Flächen die Entwicklung des Ferndorfer Talbereiches sicher noch optimieren können.